Helene Schmalfeld im Interview: "Es braucht Vorbilder"

Frau Schmalfeld, Sie sind aktuell die einzige Trainerin im Herrenspielbetrieb auf Landesebene. Wie kam es zu dieser Konstellation?
Helene Schmalfeld: Ich habe selbst zehn Jahre lang bei den Jungs gespielt, weshalb es für mich naheliegend war, auch eine Jungsmannschaft im Nachwuchsbereich zu trainieren. Über eine Co-Trainerstelle bei der B- und A-Jugend bin ich schließlich als Co-Trainerin zu den Herren gewechselt. Nach verschiedenen Trainerkonstellationen habe ich schließlich die Rolle der Haupttrainerin übernommen. Eigentlich wollte ich damals noch mehr Erfahrung sammeln – aber bekanntlich wächst man mit seinen Aufgaben.
Welche Herausforderungen haben Sie auf Ihrem Weg als Frau im Herrenfußball erlebt?
H.S.: Es ist wohl leicht vorstellbar, dass man als Frau im Fußball oft „die Eine“ unter vielen Männern ist. Natürlich hat mir meine eigene Erfahrung aus der Jugend geholfen, aber ein dickes Fell braucht man definitiv. Das beginnt bei kleinen Kommentaren, wenn man den Platz betritt, und reicht bis zu beleidigenden und sexistischen „Old-School“-Sprüchen. Als Frau muss man immer wieder beweisen, dass man seinen Posten verdient hat, weil einem häufig unterstellt wird, „keine Ahnung zu haben“. Oft kommt es vor, dass Spieler zunächst für den Trainer gehalten werden – bis sie auf mich verwiesen werden. Die Reaktionen darauf sind jedes Mal Entertainment pur.
Warum sollten sich Ihrer Meinung nach mehr Frauen ehrenamtlich im Fußball engagieren?
H.S.: Ich finde, jeder sollte sich aus Leidenschaft ehrenamtlich engagieren. Es ist eine Tätigkeit, die nicht nur anderen viel gibt, sondern auch die eigene Persönlichkeit weiterentwickelt. Außerdem bietet sie eine großartige Plattform für den Austausch und den Aufbau eines Netzwerks. Frauen sollten dabei insbesondere andere Frauen unterstützen.
Drei Tage lang hatte die DFB-Stiftung Egidius Braun zur „GOAL, GIRL!“-Akademie eingeladen. Eine Fortbildung für jede Frau, die sich bereits erfolgreich in ihren Vereinen engagiert. Fachwissen über Vereinsmanagement, Öffentlichkeitsarbeit sowie die persönliche und engagierte Weiterentwicklung standen im Fokus. Welche Eindrücke haben Sie mitgenommen?
H.S.: Ich kann kaum in Worte fassen, wie inspirierend und motivierend dieses Wochenende war. Unsere Gruppe hat so viel Power und positive Energie vereint. Ich denke, wenn es uns gelingt, dieses Engagement und Know-how an den richtigen Stellen einzubringen, sieht die Zukunft sehr vielversprechend aus. Vor allem habe ich gelernt, dass wir Frauen – ob im Fußball, im Sport oder in der Arbeitswelt – uns nicht verstecken müssen. Wir verdienen unseren Platz genauso wie jeder andere und dürfen stolz auf unsere Leistungen sein.