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„Korrekt! Zuverlässig! Echte Persönlichkeit!“ – Halles einziger DDR-Oberliga-Schiri Gerhard Bude verstorben

14.11.2025
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Robert Kegler
Foto: DFB/Getty Images I Kurz vor seinem 90. Geburtstag verstorben: Gerhard Bude, DDR-Oberliga-Schiedsrichter aus Halle.
Für sein letztes Ziel fehlten ein Monat und ein Tag. Am 14. Dezember wäre „Opa Bude“ 90 Jahre alt geworden. Am 13. November ist Halles einziger DDR-Oberliga-Schiri verstorben.

Eine Krebserkrankung und ein Schlaganfall hatten dem bis ins hohe Alter fußballverrückten Gerhard Bude rasch die Energie genommen, die ihn noch in diesem Jahr zu Heimspielen ins Leuna-Chemie-Stadion getrieben hatten. Für „seinen“ Halleschen FC hatte der frühere Spitzenschiedsrichter noch bis vor Kurzem ehrenamtlich die bei HFC-Spielen eingesetzten Schiedsrichter-Teams betreut. „Durch deinen langjährigen Einsatz für unsere Farben warst und bist du ein Vorbild für viele jüngere Fußballfans, Mitarbeiter des Vereins und vor allem Schiedsrichter der Region geworden“, hatte der HFC ihm nach seinem Abschied viel Lob und Anerkennung gezollt.


Rund 2000 Spiele hatte Gerhard Bude als Unparteiischer absolviert. Eine Verletzung zwang ihn 1982 vom Spielfeld. Und so stellte er sich eben an den Spielfeldrand: als DFB-Schiedsrichter-Beobachter, als Schiri-Ansetzer, dann als Betreuer für die angereisten Referees in seiner Heimatstadt Halle.


Fußball fand nicht nur im Stadion statt, sondern auch daheim. Hintergrundfarbe des Fernsehers: Grün. Und so passte es ins Bild, dass sein Enkel Alrik Luther, heute 45, damals als junger Bengel kurz nach der Wende bei einem TV-Livespiel bei Opa entschied, selbst auch Schiedsrichter zu werden. „Fußball und Familie, das waren die zwei großen Leidenschaften meines Großvaters“, schildert Luther, der wie etliche Angehörige nah beieinander in der Frohen Zukunft wohnten. So war die Familie bis zuletzt auch räumlich eng mit „Opa Bude“ verbunden. So wurde der 89-jährige Vater dreier Töchter und Opa von vier Enkeln übrigens auch von der halleschen Schiri-Schar genannt: Rüstig, zuverlässig, der Gilde stets verbunden.


„Hier ist Bude! Hast du was zu schreiben?!“ So habe das geklungen, wenn Ansetzer Bude seine Schiedsrichter am Telefon für Spiele ansetzte. Das war keine Frage, das war ein Befehl. „Da hast du stramm gestanden. Das war korrekt, das war verbindlich, und das hat er auch selbst so vorgelebt“, erinnert sich Mario Jeske, einer seiner langjährigen Weggefährten. Mit dem nachgeäfften Telefon-Spruch haben Jeske und andere Schiri-Haudegen ihren Kollegen bei gemeinsamen Wochenend-Reisen aufgezogen, an denen Bude noch im hohen Alter teilnahm. „Eine echte Persönlichkeit!“, findet auch Jürg Schaper, früherer Schiri-Ausschussvorsitzender in Halle, anerkennende Worte. Typen wie Gerhard Bude seien immer seltener anzutreffen.


„Mit ihm verlieren wir eine absolute Schiedsrichter-Persönlichkeit, die im gesamten Fußballverband Sachsen-Anhalt und weit darüber hinaus höchsten Respekt genießt“, sagt auch Markus Scheibel, FSA-Geschäftsführer und selbst hochklassiger Ex-Referee. „Gerhard stand wie kaum ein anderer für Verlässlichkeit, Klarheit und menschliche Größe. Sein Auftreten, seine Haltung und sein unerschütterliches Pflichtbewusstsein haben Generationen von Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern geprägt. Was ihn dabei stets auszeichnete, war seine ehrliche, manchmal kantige, aber immer warmherzige Art, geprägt von Leidenschaft für das Schiedsrichterwesen und großer Verbundenheit zu den Menschen, mit denen er arbeitete.“


Wenn auch das „Projekt 90“ knapp gescheitert ist, so hat Gerhard Bude doch kurz vor seinem Tod ein anderes beachtliches Jubiläum gerade noch geschafft: Am 22. Oktober jährte sich sein 70. Hochzeitstag. Seine Frau Christa hat ihn gemeinsam mit „Opa Bude“ verbracht. So wie jeden seiner letzten Tage im Pflegeheim in Halle-Neustadt. Möge er in Frieden ruhen!


[Text: SFV Halle / Reinhard Franke]

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